Für einen ganz besonderen Einsatz werden derzeit Auszubildende aus lippischen Unternehmen vorbereitet. Sie „spielen“ demnächst Lehrer und erklären Viertklässlern in Grundschulen, was die lippische Industrie so alles macht und welche Produkte dort hergestellt werden. Dazu sollen die Produkte auch gezeigt und angefasst werden, Industrie wird erlebbar. Das Projekt läuft bereits seit zwei Jahren sehr erfolgreich im lippischen Südosten. Jetzt wird es auf ganz Lippe ausgeweitet. Trägerin ist die Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe), die dabei vom Regionalen Bildungsnetzwerk Lippe (RBN Lippe) unterstützt wird. Um sich auf die ungewöhnliche Schulstunde vorzubereiten, trafen sich vor kurzem 40 Auszubildende aus 13 Unternehmen in der IHK zu einem Workshop. Tipps bekamen die angehenden „Junglehrer“ dabei von anderen Auszubildenden, die bei dem Projekt schon einmal mitgemacht haben.
„Das macht richtig viel Spaß“, berichtete Sophia Pape über ihren letzten Einsatz. Die angehende Industriekauffrau ist Auszubildende im zweiten Lehrjahr bei der Oskar Lehmann GmbH & Co. KG. Im November hatte sie in der Grundschule Großenmarpe den Lehrerpart übernommen, um für die lippische Industrie und ihre Produkte zu werben. Gemeinsam mit Jasmin Woznikowski (IHK Lippe), die fast jeden Schuleinsatz bis jetzt begleitet hat, warb Pape um eine möglichst kindgerechte Präsentation. „Seid geduldig und macht es nicht so kompliziert. Erklärt den Kindern alles anschaulich. Und vor allem lacht keinen aus, wenn mal jemand etwas drollig erklärt“, hatten die beiden viele Tipps parat. So komme es schon mal vor, dass ein Kind ein Bremspedal für ein Kfz mit einem Nussknacker verwechsle.
Wie man bei Kindern Aufmerksamkeit und Vertrauen erzeugt, machte Heike Kreienmeier deutlich. Sie ist für das Netzwerk Wirtschaft-Schule im Lippischen Südosten von der ersten Stunde bei dem Schulprojekt dabei. „Baut eine Beziehung zu den Kindern auf, z. B. mit einer Frage wie „Seid ihr schon neugierig?“ Lobt sie für gute Antworten und vermeidet Fachjargon“, riet sie den Teilnehmern. Wenn es um Betriebsgrößen gehe, könne kein Kind mit Flächenangaben in Hektar etwas anfangen. „Dass aber ein Hektar so viel ist wie ein Fußballfeld – das verstehen sie“, ergänzte Kreienmeier.
IHK und RBN wollen mit ihrem Projekt bis zum Frühjahr 2018 mehr als 500 Grundschüler erreichen und die Zahl in den Folgejahren steigern. „Die Kinder sollen auf spielerische Art Industrie erleben. Und wir möchten natürlich auch die Eltern und die Lehrerschaft darüber erreichen“, macht Andreas Henkel das Ziel deutlich. Der IHK-Geschäftsführer ist bei der Kammer für die Umsetzung der Standortkampagne „Industrie – Zukunft in Lippe“ verantwortlich. „Wenn wir positiv für unseren Standort werben wollen, müssen wir noch viel stärker in die Schulen“, ist Henkel überzeugt. Nebenbei ist er sicher, dass sich über das Projekt die Auszubildenden untereinander besser vernetzen.