Mit einer Podiumsdiskussion im Detmolder Stadtgymnasium ist diese Art der Interaktion nach erfolgreicher Premiere vor einem Jahr im Marianne-Weber-Gymnasium Lemgo in die zweite Runde gegangen. „Es gibt zahlreiche Wege zum beruflichen Ziel. Ob um Lippe herum oder durch Lippe hindurch. Die Möglichkeiten und Chancen sind vielfältig“, fasste am Ende Moderator Thorsten Engelhardt zusammen. Dr. Eberhard Niggemann, Leiter der Weidmüller Akademie sowie Hanno Baumann von Plantag Coatings aus Detmold stellten sich als Vertreter der heimischen Industrie den Fragen und auch der Kritik der Oberstufenschüler. Lippe sei nicht sexy für junge Leute, Industrie etwas, das nicht in Lippe stattfindet, hieß es aus den Reihen der angehenden Abiturienten. Ergebnisse einer von der IHK durchgeführten Umfrage in der Oberstufe des Gymnasiums attestieren zwar, dass 97 Prozent der Befragten Lippe als Region bezeichnen, in der es sich gut leben lässt. Aber nur 36 Prozent möchten hier ihr Studium oder ihre Ausbildung machen. Und nur 45 Prozent können sich vorstellen, in einem Industrieunternehmen zu arbeiten. „Genau deshalb sind wir hier, um in den direkten Dialog zu treten, aufzuklären und Interesse zu wecken“, so Michael Brune vom Steuerungskreis der Standortkampagne. „Diese Ergebnisse entstehen aus Unwissenheit“, ist sich Dr. Niggemann sicher. Deshalb hatte er Niklas Gröne mitgebracht, der ein duales Studium absolviert. „Nur Theorie, das wäre mir auf Dauer zu langweilig“, erzählte der angehende Elektrotechniker, der in Paderborn studiert und in den Semesterferien bei Weidmüller in Detmold arbeitet. „Ich bin heimatverliebt und mag keine Großstädte“, gab er zu. Bezahlbaren Wohnraum nannte er als ein weiteres wichtiges Argument. Hanno Baumann brach eine Lanze für die Ausbildung. „Nicht jeder, der sein Abitur in der Tasche hat, muss zwangsläufig studieren. Wir brauchen dringend Praktiker.“
Auf die Frage von Co-Moderatorin Alexandra Schaller an die 240 Anwesenden, wer eine Ausbildung statt ein Studium plane, meldete sich nur ein Dutzend. Warum ist das so? „Weil Studium mit Erfolg verknüpft wird. Erfolg mit Geld“, lautete eine Antwort. Ein anderer verband mit einer beruflichen Ausbildung eine eher unsichere finanzielle Zukunft. Die drohende Altersarmut sei ein Thema. „Ich kann Ihnen versichern, in der Industrie verdient man sehr gut. Besonders im Vergleich zum Dienstleistungssektor sowie dem Handwerk“, antwortete darauf Dr. Niggemann. Und das unabhängig davon, ob man eine Ausbildung oder ein Studium gemacht habe. Industrie bringe Wohlstand, allein 30.000 Arbeitsplätze schaffe die heimische Industrie. Die Branchen Kunststoff- und Elektrotechnik sowie Chemie liegen dabei ganz vorne. Stupide Tätigkeiten, dreckige Arbeitsplätze und rauchende Schornsteine, die die Umwelt verschmutzen? „Mit diesen Vorurteilen muss aufgeräumt werden“, sprach der Leiter der Weidmüller-Akademie von hochqualifizierten Menschen, die sich an komplizierten Maschinen und in saubersten Fertigungshallen abwechslungsreichen Herausforderungen stellen.
Leonie Meier und Carolin Rileit, die sich als Schülerinnen auf das Podium getraut hatten, standen dazu, dass sie nach dem Abitur raus wollen, in Großstädte, ins Ausland. „Das ist auch gut so, man muss über den Tellerrand schauen und neue Erfahrungen sammeln“, urteilten die anwesenden Unternehmer, um nicht ganz uneigennützig hinterherzuschieben: „Umso mehr freuen wir uns, wenn diese jungen Menschen anschließend nach Lippe zurückkehren. Bestens ausgebildet, um die Industrie in unserer Region weiter nach vorne zu bringen.“
Die nächste Podiumsdiskussion dieser Art findet am Dienstag, den 12. Dezember 2017 im Gymnasium Horn-Bad Meinberg statt.
Fotos: IHK Lippe