Die Lipper wissen, wie man dem inneren Schweinehund Beine macht. Die nächste Stufe der Standortinitiative ist gezündet. Zu diesem Anlass hatte die Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) Werner Tiki Küstenmacher als Gastredner eingeladen. Der zeichnende Bestsellerautor verriet den 300 Gästen, wie man das limbische System austrickst. „Wagen Sie mal was. Machen Sie mit, zeigen Sie Mut!“ riet er seinen Zuhörern. Damit war er genau auf der Wellenlänge der lippischen Initiative – und auch des Gastgebers. „Lipper sind starke Typen“, warb IHK-Präsident Volker Steinbach in seinem Grußwort. „Wir sind erfolgreich, wir sind eine starke Region. Und wir können uns auch mal selbst auf die Schippe nehmen“, machte Steinbach das Credo der Standortinitiative deutlich.
Auf die Schippe nehmen kann sich auch Werner Tiki Küstenmacher. „Simplify your Business!“, lautet sein Motto oder auch: So trickst man das limbische System aus. Seine Tipps sorgten beim Publikum immer wieder für Heiterkeit, aber auch zustimmendem Kopfnicken. „Sorgen Sie dafür, dass am Ende der innere Schweinehund freudig mit dem Schwanz wedelt. Aber dafür müssen Sie sich erst einmal von ebendiesem verabschieden“, riet der 65-Jährige.
Zur Veranschaulichung hatte er „Limbi“ mitgebracht, eine wuschelige Verkörperung des limbischen Systems, unseres emotionalen Gehirns. Limbi reagiert schnell, aber nicht logisch. Limbi wird bockig, wenn nur ein Weg zum Ziel führt. Limbi ist Pessimist, immer auf der Hut. „Wir verdanken ihm, dass wir uns nicht totarbeiten“, weiß Werner Tiki Küstenmacher. „Wir brauchen ihn, um Entscheidungen zu treffen. Aber wir dürfen uns nicht auf ihn allein verlassen“, riet er zum Faktencheck und zur Einschaltung unseres „vernünftigen“ Großhirns. Letzteres braucht der Mensch vor allem in der Wahrnehmung und Einschätzung der aktuellen Weltlage.
Ein kleines Quiz lieferte den Beweis. Nur ein Prozent der Anwesenden glaubte, dass tatsächlich 82 Prozent aller Kinder gegen Masern geimpft sind. Auch bei der Frage, wie viel Schulbildung Mädchen genießen, lag die Masse komplett daneben. „Statt der von Ihnen geschätzten drei Jahre sind es sieben. Die Welt ist besser geworden, wenn auch nicht gut.“ Diese negativen Strudel gelte es zu verlassen. Spezialisten für Krankheit in Spezialisten für Gesundheit zu wandeln. „Sehen Sie immer auf die Lösung, nicht auf das Problem. Auf die freien Lücken statt auf die Hindernisse. Auf die Visionäre statt auf die Nörgler“, machte der gelernte Theologe deutlich. Das sei der Königsweg, wenn im Unternehmen mal wieder Änderungen der Prozesse anstehen und Limbi diesem „Change“ spontan den Mittelfinger zeigt.
Auch die Standortkampagne hat sich nach gut vier Jahren leicht modifiziert, wie IHK-Präsident Volker Steinbach verkündete. Es heißt jetzt „Initiative“ statt Kampagne. Und „Zukunft.Unternehmen.In Lippe“. „Wir wollen damit ein Zeichen setzen, dass sich alle unter einem Dach wohlfühlen: Industrie, Handel und Dienstleistung.“ Die anwesenden Limbis nahmen das mit einem zufriedenen Lächeln auf.